Die Preisgabe der IP-Adressen des Bundesnachrichtendienstes (siehe [1], [2], [3]) könnte für dessen Mitarbeiter ein paar Konsequenzen haben, die ich bisher noch gar nicht bedacht hatte. Kommentare in Bruce Schneiers Weblog brachten mich darauf.
Nehmen wir an, jemand beim BND hätte den Fehler gemacht "von der Arbeit aus" irgendetwas (eine DVD, ein Buch...) im Internet zu bestellen. Oder ein Auto zu mieten. (Oder Begleitung bei einem Escort-Service, laut Wikileaks gibt es da ja Zugriffe. ) Oder einen Flug zu buchen, oder eine Bahnfahrt, oder auch nur einen Routenplaner zu benutzen. Oder gar private Mails über einen Webmailer zu lesen. Oder bei eBay zu bieten.
Klingt dumm? Menschen tun dumme Dinge.
Beim Durchsuchen der eigenen Logfiles könnte der ein oder andere dann Identitäten und Privatadressen oder andere sensible Informationen von BND-Mitarbeitern aufdecken. Unschön. Allein die Information, dass eine bestimmte Kreditkarte vom BND genutzt wird, ist sicher ein paar Euro Wert. Was also sollte einen gelangweilten Admin davon abhalten entsprechende Recherchen anzustellen?
Wie ich schon festgestellt hatte, sind zwar nur wenige Spuren im Web zu finden. So gab es z.B. wenige Änderungen in der Wikipedia. Die "verdächtigen" Edits der Adressbereiche 195.243.248.224-231 und 62.156.187.232-239 kann man sich übrigens mittels des Wikiscanners angucken. Doch selbst wenn bei der geheimsten aller deutschen Behörden darauf geachtet wurde, dass niemand die dienstlichen Anschlüsse für Privates oder ohne Anonymisierung verwendet: Ein einziger Fehler kann genügen, um jemanden in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen oder die nachrichtendienstliche Arbeit empfindlich zu stören.
Und dass solche Fehler zuverlässig verhindert wurden, kann man nach bisherigem Kenntnisstand bezweifeln.
datenritter blog am : Wikileaks, Morphium - und die Schattenmänner?