In I am flattered schreibt Tim Pritlove über solche Bedenken:
Natürlich werden wir demnächst die typisch deutsche Datenschutz-, Anonymitäts- und Waaaah-Flattr-hat-all-unsere-Daten-und-übernimmt-die-Weltherrschaft-Diskussion führen müssen und ich bin echt froh, dass die Truppe von Flattr in Schweden sitzt und nicht in Hamburg. Aber ich tippe mal, das Netz wird letztlich in Angesicht des unbestritten großen Nutzens des ganzen Projektes auch wieder zur Ruhe kommen. Vielleicht schafft es Deutschland ja auch mal, sich mal mehr den Chancen einer Technologie als nur ihren (theoretischen) Risiken zu widmen. Schöne Grüße auch aus Kalifornien.
Hier meine Antwort:
Ach Tim,
schade, dass Dein einziger Beitrag zur Datenschutzproblematik bei Flattr ein Hinweis auf ein paar angebliche Paranoide ist, mit der Hoffnung, dass "das Netz zur Ruhe kommt". Ja ja, das böse Netz aber auch, dasvoller Raubkopien, Bombenbauanleitungen und Kinderpornographie ist,mit Hasspropaganda radikalisiertimmer überreagiert. Und irgendwo in diesem Internetz lauert der Deutsche als solcher, der "Bedenkenträger", der ja bekanntlich immer irgendwie übervorsichtig und technikfeindlich ist – und wenn das Argument schon nicht stimmt, dann ist er zumindest überkritisch.
Ich finde, das klingt alles so 1995. Ein bisschen nach "Datenautobahn", nach BITKOM und BDI. Und sag mal, an welchen Deutschen denkst Du dabei eigentlich? An eine Ilse Aigner oder doch eher an einen Thilo Weichert? Ist es nicht "typisch deutsch", über sein eigenes Volk zu meckern? Oh wait, es ist ja gar nicht Deins, Du bist ja schließlich Brite. *cough*
Security, Umweltschutz, Usability – alles Prinzipien, für die sich Leute den Mund fusselig geredet haben, die heute aber selbstverständlich sind. (Ein gewisser übervorsichtiger Herr Schneier macht das immer noch, sogar von Amerika aus. You get the point.)
Datenschutz gehört auch in diese Reihe, und ich denke nicht, dass es "modern" ist, dieser Entwicklung im Wege zu stehen.
Sei doch mal cool, Tim, und bau einen statischen Flattr-Button in Dein Blog. Dann wird der auch den vielen tausend Leuten, die intelligent genug sind einen Scriptblocker zu nutzen, angezeigt. Ich behaupte: Die sind ein Großteil Deiner Zielgruppe. Oh, ich hoffe es.
Gerade wenn etwas neues, vielversprechendes ausprobiert wird ist die Zeit, nicht einfach unkritisch zu hypen, sondern zu kritisieren und damit zu verbessern. In einem frühen Stadium kann man noch Einfluss nehmen. "Einfach mal ausprobieren" heißt nämlich oft auch einfach mal auf die Nase fallen.
Und der Schaden hier ist nicht, dass ein paar Daten futsch sind, sondern dass sich Menschen großflächig daran gewöhnen, ihre Daten oder die von dritten preiszugeben. Muss das sein? Können wir nicht endlich moderner, schneller, besser sein als das? Anders gesagt: Einfach mal Datenschutz leben, anstatt immer nur zu nörgeln?
In Deinen Worten: Datenschutz ist the new shit. Bitte steh ihm nicht im Weg.
p.s.: Ich war mal in Malaysia. Also, die sind da ja viel paranoider…