Die Erklärung eines ehemaligen australischen Polizisten, dass Undercover-Einsätze durch soziale Netzwerke und Gesichtserkennung unmöglich werden, hat den Sprung
in die Medien geschafft:
Facebook has proven to be one of the biggest dangers in keeping undercover police officers safe due to applications such as facial recognition and photo tagging, according to a adjunct professor at ANU and Charles Sturt University.
(...)
All respondents aged 26 years or younger had uploaded photos of themselves onto the internet.
“The thinking we had with this result means that the 16-year-olds of today who might become officers in the future have already been exposed.
"It’s too late [for them to take it down] because once it’s uploaded, it’s there forever.”
Ich glaube, diese Betrachtung greift viel zu kurz. Auch mit und in sozialen Netzwerken mit Gesichtserkennung ist es möglich, eine
Legende zu pflegen. Sehr wahrscheinlich wird es sogar deutlich einfacher, wenn die automatische Erkennung hilft, alle Schwachstellen zu finden und so den Agenten und sein Umfeld zu schützen.
Die etwas angestaubte "Weisheit" dass der
Versuch, Informationen aus dem Netz zu entfernen, genauso sinnlos sei, wie Pisse aus einem Pool zu fischen, ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte ist, dass man die Pisse eben auch nicht
bemerkt, wenn man in den Pool springt. Anders gesagt: Was man nicht findet, ist nicht relevant. Was man findet, kann man entfernen. Das Netz behält nicht alles, es verliert durchaus auch Informationen. (Durch Löschung oder eben Unauffindbarkeit.) Es kommt letztendlich darauf an, wie viele Menschen ein Interesse daran haben,
in den Pool zu pinkeln, bzw. eine Information verfügbar zu halten. Erfahrungsgemäß sind die meisten eher an der Haarfarbe von Politikern interessiert als an der Identität von Gangmitgliedern.
Natürlich ist das alles eine Frage des Aufwands. Aber die höhere Wahrscheinlichkeit, etwas zu entdecken, gilt für Angreifer und Verteidiger gleichermaßen. Die Guten[TM] können den Bösen[TM] zuvorkommen, indem sie die gleichen Werkzeuge einsetzen. Nebenbei sollte eine gute Legende ohnehin so konsistent und glaubwürdig sein, dass sie gegenüber widersprüchlichen Informationen überwiegt. Nichts neues.
Der eigentliche Knackpunkt scheint ein anderer zu sein:
Macht. Im verlinkten Artikel wird erwähnt, dass Facebook sich oft weigere, Bilder zu entfernen. Während es für amerikanische Behörden ein Klacks sein dürfte, Bilder bei Facebook entfernen oder Informationen abändern zu lassen und Facebook darüber hinaus noch zum Stillschweigen zu verpflichten, haben ausländische Institutionen es sicher nicht so leicht. Die Technologie selbst ist aber wie meistens nicht das Problem.
Nachtrag: Nach einem Hinweis von mir hat Bruce Schneier
auch was dazu geschrieben:
There's another side to this issue as well. Social networking sites can help undercover officers with their backstory, by building a fictional history. Some of this might require help from the company that owns the social networking site, but that seems like a reasonable request by the police.