Das es GPS-Simulatoren geben muss, die plausible aber beliebige GPS-Signale erzeugen, ist logisch, denn ein GPS-Simulator wird für die Entwicklung von GPS-Empfängern und GPS-basierten Geräten dringend benötigt. Ohne ihn gäbe es nur eine Art, ein Gerät, dass zum Beispiel einen Sturz von einer Autobahnbrücke verhindern soll, zu testen: Durch waghalsiges Ausprobieren. Auch Flugbenzin und Raketentreibstoff dürften durch das Kästchen tonnenweise eingespart werden. Doch die Möglichkeit zur Simulation macht das System, das mehr oder weniger ohne Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten entwickelt wurde, verwundbar...
In einem
Artikel bei philosecurity schreibt Sherri Davidoff, dass solche Simulatoren einfach und für wenig Geld zu bekommen sind. Aufgrund des systembedingt schwachen GPS-Satellitensignals lasse sich solches Equipment aber auch zum Beispiel zur Entführung von positionsüberwachten LKWs nutzen. Der irdische Simulator ist schlichtweg
stärker. GPS-
Spoofing nennt man die Manipulation, wenn sie in böser Absicht geschieht.
Mir fällt dabei aber noch eine ganz andere Anwendung ein: Es gibt Systeme, die möglicherweise auf das GPS-Signal
angewiesen sind, weil sie gar keine andere Art der Navigation beherrschen. Flugdrohnen, auch die zur Überwachung eingesetzten
Quadrocopter, sollen ihre Routen autonom und anhand von vorgegebenen Koordinaten abfliegen. Ein GPS-Simulator könnte solche Drohnen verwirren oder gar "abschießen". Laut
diesem Beitrag gibt es allerdings Drohnen, die dagegen rudimentär geschützt sind.
Der Artikel geht auch auf mögliche Gegenmaßnahmen ein. Signalstärke, Rauschen, Konsistenz zwischen den Satelliten, Sichtbarkeit und Anzahl der Satelliten müssen beobachtet werden, um zumindest festzustellen, ob man ein gefälschtes Signal erhält. Die Ermittlung der korrekten Position wird so aber noch lange nicht ermöglicht. Genaueres zu den Gegenmaßnahmen findet sich in
diesem Paper von 2003.
Militärische GPS-Receiver empfangen zusätzliche, offenbar kryptografisch abgesicherte Signale, welche sich nicht (oder nicht einfach) fälschen lassen. Hier bleibt als Bedrohung also nur eine vollständige Unterdrückung des Signals durch einen Störsender, die allerdings leicht zu bewerkstelligen sein sollte.
Sherri
nennt in einem weiteren Artikel noch eine andere, wirklich sicherheitsrelevante Anwendung von GPS. Laut dem
Wikipedia-Artikel "GPS timing" benutzen
Banken und Börsen GPS-Empfänger, um ihre Uhren zu stellen:
Banking institutions and Foreign Exchange networks rely heavily on precision timing so a stock order placed on one side of the globe can be received almost instantly in New Yorks, Wall Street, at the same market price, without losing any valuable data along the way. Timing, synchronisation and security are paramount when dealing with digital monetary transactions, where great losses could be sustained if any data is lost, or 2 points do not synchronise simultaneously.
So, und nun überlegen wir uns mal, was passiert, wenn man dieses Signal stört, und der Wall Street eine nur um ein paar Sekunden andere Uhrzeit vorgaukelt...