Eine Mail, die über eine Liste kam, hat natürlich eine ganz normalen Absenderadresse — die des Autors eben. Die Empfängeradresse ist die Adresse der Liste. Zusätzlich kann ein "Reply-To" eingetragen sein, d.h. der Absender wünscht, dass man Antworten an eine andere Adresse richtet, zum Beispiel weil er von einem Firmenaccount aus mailt, Antworten aber in seiner privaten Mailbox empfangen möchte.
Eine einfache Antwort wäre an diese Adresse gerichtet. Erst eine "Antwort an alle" veranlasst das Mailprogramm, auch die Listenadresse als Empfängeradresse mit einzutragen. Das wiederum nervt einige Mailinglistenteilnehmer, weil die Mails an die Liste nicht auch noch in Kopie bekommen möchten. Alle Adressen bis auf die der Liste zu entfernen, ist jedoch zeitaufwändig. (Mailman kann deshalb den Versand an bereits eingetragene Empfänger einer Mail unterdrücken.)
Es gibt ein kleines AddOn, dass Thunderbird um einen "Antwort an Liste"-Button erweitert: Reply to Mailing List.
Leider verwendet das fast niemand, es wird erwartet, dass die Technik irgendwie "komfortabel" ist und "so funktioniert wie erwartet". Wobei natürlich die Erwartung des anfragenden Benutzers gemeint ist, und keine andere. Und so wird oft der Wunsch laut, den Reply-To-Eintrag von der Mailinglistensoftware umschreiben zu lassen.
Das zu tun ist falsch!
Diese Seite erklärt ausführlich, warum. Die Zusammenfassung:
- It violates the principle of minimal munging.
- It limits a subscriber's freedom to choose how he or she will direct a response.
- It provides no benefit to the user of a reasonable mailer.
- It actually reduces functionality for the user of a reasonable mailer.
- It removes important information, which can make it impossible to get back to the message sender.
- It penalizes the person with a reasonable mailer in order to coddle those running brain-dead software.
- It violates the principle of least work because complicates the procedure for replying to messages.
- It violates the principle of least surprise because it changes the way a mailer works.
- It violates the principle of least damage, and it encourages a failure mode that can be extremely embarrassing -- or worse.
- Your subscribers don't want you to do it. Or, at least the ones who have bothered to read the docs for their mailer don't want you to do it.
Freie Übersetzung:
- Man verstößt gegen das Prinzip so wenig wie möglich zu manipulieren.
- Man verschafft Benutzern eines vernünftigen Mailprogrammes keinen Vorteil. (Als vernünftig nehmen wir mal solche Programme an, die besagten "Antwort an Liste"-Button haben.
- Man nimmt den Abonnenten die Freiheit zu entscheiden, an wen sie antworten möchten. (Eine "private" Antwort, die nicht über die Liste gehen soll, kommt schließlich oft genug vor.)
- Man nimmt den Benutzern vernünftiger Mailprogramme einen Teil der Funktionalität.
- Wichtige Informationen werden aus der Mail entfernt, so dass es unmöglich sein kann, den Absender zu kontaktieren.
- Man bestraft die Benutzer vernünftiger Mailprogramme, nur um die Nutzer dämlicher Software zu verhätscheln.
- Man verkompliziert die Antwortprozedur und verursacht Arbeit.
- Es ist unintuitiv, weil man die Art und Weise, wie das Mailprogramm arbeitet, manipuliert.
- Man ermutigt zu falschem Verhalten, was entlarvend und peinlich sein kann. Oder schlimmer. (Weil eine private Mail an die Liste ging.)
- Die Benutzer, die ihr E-Mail-Prgramm verstanden haben, wollen nicht, dass man es tut.
Punkt.
Aber was ist mit nicht vorhandenen?
Ich konfiguriere miene Listen idR so, dass ein vorhandener Reply-To erhalten, ein fehlender aber ergaenzt wird, und zwar mit der Listenadresse.
Da du hier so gerne auf den MUAs rumhackst, kann ich das gerne auch tun:
Ein _vernuenftieger_ MUA wird dich fragen, ob du an die Reply-To Adresse antworten moechtest, wenn nicht, wird er die Absenderadresse eintragen. Jedes andere Verhalten ist einfach falsch :P
Was Du für einen vernünftigen MUA hältst, kommentiere ich mal nicht. ^^