Juristen haben bei Technikern einen schlechten Ruf. Nicht immer zu Recht, denn oft können Juristen Klarheit schaffen, wenn Techniker über die Wirren des Gesetzes ins Grübeln geraten — doch insbesondere andersherum ist Hilfe notwendig. Und obwohl dieser Dialog durchaus fruchtbar sein kann, kommt er selten zustande. Woran das liegt, möchte ich mit einem Gedankenexperiment zu ergründen versuchen:
das Experiment
Nehmen wir an, vier
ideale Informatiker — ich zähle diese mal mit leichten Bauchschmerzen zu den Technikern — fachlich unschlagbar, wenn auch mit gewissen kommunikativen Defiziten, ohne Bedürfnisse und unbegrenzt leistungsfähig, kurzum: echte
Nerds, befinden sich in einem geschlossenen Raum.
Ein Jurist gibt diesen vier Nerds nun durch eine Schleuse ein
Gesetzbuch in den Raum. Die Nerds erhalten keine weiteren Informationen.
Nach einer (hier nicht abzuschätzenden Wartezeit) erhält er was? Genau: Die vier Nerds geben dem erstaunten Juristen vier
identische Flussdiagramme, die den Gesetzestext für einen Laien anwendbar machen
könnten.
Nun weiß der Jurist aber, dass die Welt so einfach nicht ist, und ist außerdem ein bisschen gemein. Daher gibt er ihnen einige Bücher mit
Interpretationen und Urteilen zu dem Gesetzbuch dazu.
Nach einer weiteren Wartezeit erhält er was? Nun, er bekommt vier
völlig unterschiedliche Flussdiagramme, aber eine
einheitliche Meinung: Alle vier Nerds sind sich sicher, dass das ganze kein sauber definiertes System ist, es zuviele Fehler enthält, Normenklarheit fehlt, so geht das nicht und überhaupt...
Soweit wird der schmunzelnde Jurist mit den stirnrunzelnden Technikern einer Meinung sein. Doch nun drehen wir das Experiment einmal um.
Nehmen wir an, vier
ideale Juristen, fachlich unschlagbar, wenn auch mit gewissen kommunikativen Defiziten, ohne Bedürfnisse und unbegrenzt leistungsfähig, befinden sich in einem geschlossenen Raum.
So, und nun überlegen wir mal: Ein Informatiker gibt diesen vier Juristen nun durch eine Schleuse ein
Informatikbuch in den Raum...